Kinder Fürbittekonferenz in Chennai / Indien 2007

 

Vom 03. – 06. August 07 konnten wir als Familie und zwei Mitglieder unserer Hausgemeinde an der Kinder-Gebetskonferenz in Chennai (Indien) teilnehmen.
Ich kniete auf dem Boden während sich ca. 40 kleine Mädchen um mich drängten um mir die Hand auf den Kopf, oder wenigstens die Schulter, zu legen. Ich hörte sie alle in ihrer Sprache beten, wie kleine Maschinengewehre: Ohne Punkt und Komma, mit solch einem Power wie ich es mir nur wünschen kann. Dazwischen immer wieder englische Sätze wie: „receive the fire“ (empfange das Feuer) oder „you will see great and mighty things“ (du wirst grosse, mächtige Dinge sehen). Mir liefen unaufhörlich die Tränen runter… Konnte das wirklich wahr sein? Dass es 4 oder 5 Jährige Kinder gibt, die weinend am Boden knien und für andere Kinder beten, die immer noch auf der Strasse leben? Oder für ihr Land in den Riss treten? Oder sogar für MEIN Land? Hier hatten sich 2000 Kinder versammelt, die zusammen Jesus feierten und wie wild tanzten beim Lobpreis aber genauso inbrünstig und mit Leidenschaft für eine bestimmte Sache einstehen konnten. Es berührte mein Herz zu tiefst als ich sah, wie die kleinsten bis zu den grössten Kindern mit geschlossenen Augen und erhobenen Händen dastanden, um für alle möglichen Dinge und Situationen zu beten. Ich konnte sehen, dass Gebet für diese Kids nicht eine langweilige Pflicht ist, oder etwas, dass man möglichst schnell hinter sich bringen will. Man konnte spüren, dass sie 100%ig wissen zu wem sie beten und dass sie genau diesen Jesus lieben und kennen. Da war so eine lebendige Beziehung sichtbar, dass sich meine eigene Sehnsucht nach dieser Freundschaft mit Jesus enorm gesteigert hat. Die Vision hinter dieser ganzen Arbeit ist es, dass jedes dieser Mädchen eines Tages ein Leiter wird, hinaus in die Nationen geht und die Welt durch Jesu Liebe erschüttern wird. Die Erfüllung dieser Vision kann man bei „Royal Kids“ (Kinder aus diesem Werk) schon ganz deutlich erkennen. Es sind die Mädchen, die Fürbitte machen. Die den Lobpreis leiten. Die prophetische Worte und Visionen haben. Die predigen. Die älteren dieser Kinder stehen jeden Morgen um 05:00 Uhr auf und beten bis um 08:30 Uhr. Die Kleinen stehen um 06:00 Uhr auf und beten bis 07:00 Uhr. Am Abend nach der Schule haben sie wieder eine Gebetszeit von ca. einer Stunde und nachts beten immer verschiedene Kinder von 21:00 bis 23:00 Uhr (speziell für Israel). So geht das JEDEN Tag! Es gibt keine Betreuer für die Kinder, sondern die Grossen kümmern sich um die Kleinen und das funktioniert wunderbar.
Am letzten Tag der Konferenz marschierten wir in 12 verschiedenen Etappen auf den St. Thomas Berg. Dies ist der Ort, an dem der Apostel Thomas hingerichtet wurde als er vor knapp 2000 Jahren nach Indien kam, um den Leuten dort von Jesus zu erzählen. Es waren 12 Länder vertreten, für die an den verschiedenen Stationen gebetet wurde. Es ging hauptsächlich um die Schuld der Länder im Bezug auf Kinder und die junge Generation. Eigentlich war vorgesehen, dass die jeweiligen Vertreter uns kurz aufklären über die verschiedenen Probleme in ihrem Land. Schlussendlich war es aber so, dass an den meisten Stationen der Heilige Geist so stark wirkte, dass alle Leute nur auf den Knien waren, weinten und für das jeweilige Land beteten. Der Vertreter des Landes, für das gerade gebetet wurde, trug dann ein grosses Holzkreuz bis zur nächsten Station, um damit symbolisch darzustellen, wie er die Last seines Landes auf den Schultern trägt. Oben auf dem Berg angekommen feierten wir alle zusammen einen Gottesdienst. Sehr eindrücklich war, wie all die Pastoren und Leiter aus den verschiedensten Ländern den Kindern die Füsse gewaschen haben. Zu beobachten, wie diese weltlich gesehen „grossen Leute“ vor diesen „unwichtigen, kleinen“ Kindern auf die Knie gehen, hat mein Herz sehr berührt.
Alles in allem war es eine Zeit, die mich stark prägen wird und die ich ganz bestimmt mein Leben lang nicht mehr vergessen werde. Wir lesen so oft in der Bibel, wie wichtigWaisen und Witwen sind für Gott. Es aber mit eigenen Augen zu sehen gibt diesen Versen noch mal eine ganz neue Bedeutung.
Hanna Woiwode

Indien gilt im allgemeinen Volksverständnis immer noch als eines der Länder der so genannten „Dritten Welt“, das die grössten sozialen Ungleichheiten hat. Zwar befindet sich die ehemalige britische Kolonie und grösste Demokratie der Welt in gewaltigem wirtschaftlichen und politischen Aufschwung, doch die Probleme der hunderttausenden von Armen im Land scheinen kaum gelöst.
Das war auch mein Eindruck in den ersten zwei Wochen unserer Indienreise. Auf den Strassen schlafen die Leute neben dem Müll, die Häuser sind marode, die Gegensätze zwischen Arm und Reich extrem. Die über 300’000 Götter des Hinduismus bieten den Menschen keinen Schutz, keine Hilfe, keine Liebe.
Den zweiten Teil unserer Reise verbrachten wir an der ICIC – der International Children Intercessors Conference. Der Unterschied hätte nicht gewaltiger sein können. Mein erstes Gefühl, als ich das Prayer Center betrat, war eine Art mich umfassender Frieden. Die Mauern des Centers schienen die Geister der Armut, des Leids und des Hinduismus völlig abzuhalten. Die Kinder, die vom Leiter des Centers und der Konferenz, Anton Cruz, aufgenommen wurden, strahlten uns aus sauberen Räumen entgegen, gekleidet in frische Klamotten. 10’000 Kinder sind es gesamt, die von dem Lebensprojekt unterstützt werden.
„Spenden“, antwortete Father Anton, als wir ihn fragten, woher er das Geld für dieses gewaltige Projekt herhabe. Die gesamte Einnahmen der Brotherhood Missions India kämen durch Spenden zusammen, gespendet von Privatpersonen, Organisationen und auch der indischen Regierung. Letztere natürlich nur inoffiziell, denn Christen unterstützt man nicht. Doch selbst die Regierung bezeichnet die Brotherhood Mission als das einzige Kinderhilfswerk im Land, das wirklichen Erfolg aufzeigen kann.
Der Erfolg kommt nicht von ungefähr. Unermüdlich beten die Kinder, von den Kleinsten bis zu den bald ausgewachsenen, für Antons Vision. Und nicht nur das; die „Royal Kids“ beten für Indien, die Regierung, für Freunde aus aller Welt – und für die Staaten dieser Erde. Jeden Morgen und jeden Abend beten die Kids, und sie tun das nicht aus langweiliger Pflicht. Ich als Cevi-Leiter habe lange genug mit Kindern aus der Schweiz gearbeitet, um zu bemerken, wie sie sich in der Kirche oder beim Gebet normalerweise verhalten. Doch diese hier tun dies aus tiefster Überzeugung, welche nur aus einer extrem lebendigen Beziehung zu Jesus entstammen kann.
Als ich am Boden kniete und dutzende von Händen auf meinem Kopf und meinen Schultern spürte, während die Kinder beteten, wurde mir eines drastisch bewusst: Nicht die Länder der Dritten Welt sind es, die dringend Entwicklungshilfe brauchen, sondern wir. Es sollte nicht das letzte Mal gewesen sein, dass mir die Tränen kamen …
An der Konferenz schliesslich waren einige beeindruckende Gestalten aus Gottes Bodenpersonal anzutreffen. Da war Rabbi Boris Grisenko, ein messianischer Jude aus der Ukraine und ein Bär von einem Mann mit unübertrefflichem Humor. Da waren Pastor Dale Howell aus den USA, der mich besonders mit seiner ruhigen, besonnenen Art in den Bann zog, und das „wandelnde Wunder“ Daniel Chang, der trotz eines ärztlichen Attests, er werde nach einem Unfall nie wieder gehen können, ziemlich munter umherspaziert. Nicht zu vergessen Herman Martir aus Texas, der machtvolle Prophetien aussprach, der Heiler Greg, und Alex aus Kanada, dessen Liebe zu Kindern und anderen Leuten beinahe körperlich spürbar ist. Und natürlich Werner, der mit seinem Zeugnis bestimmt nicht nur mich berührt hat.
Nach dem Schlussgottesdienst, bei dem die Bedeutung Israels herausgehoben und den Kindern die Füsse gewaschen wurden, gab es für die noch länger bleibenden Gäste noch weitere beeindruckende Erlebnisse.
Unvergessen bleibt für mich der Moment, als Kinder aus einem kleinen Dorf vor uns Schweizern Schlange standen, damit wir für sie beten konnten. Und ebenso tief eingebrannt hat sich mir der Besuch eines Dorfs von an Lepra erkrankten Menschen, die von Anton unterstützt werden. Alle Sorgen und Wehwehchen, die man hier in der Schweiz hat, verblassen vor dem Angesicht eines strahlenden Mannes mit leuchtenden Augen, der trotz abfaulender Hände weiss, dass er ein wunderbarer Schatz Gottes ist.
Das Motto der Konferenz, trashes to treasures, hätte kaum besser gewählt werden können. Diese Königskinder kommen allesamt von der Strasse, aus Familien mit AIDS oder Lepra, sind Opfer von Kinderarbeit oder des Tsunamis im Jahr 2004. Sie waren im wörtlichsten Sinne Müll der Gesellschaft – und jetzt arbeiten sie mit einer von mir noch nie gesehenen Macht daran, das Reich Gottes Wirklichkeit werden zu lassen.

Jan Bergauer

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