(4. – 13. September 2019)

Herzlich gerne lasse ich euch zeugnishaft an meiner Reise nach Burundi teilhaben. Es gäbe vieles zu erzählen, aber Gottes wunderbares Handeln ist die Hauptsache.
a) Wie es dazu kam
Unsere Geschwister in Burundi hatten insgesamt drei Konferenzen geplant und hierfür eingeladen: eine Pastoren-Konferenz im Nordwesten und je eine Jugend- und (zweitägige) Pastorenkonferenz in Bujumbura, der grössten und wichtigsten Stadt in Burundi. Werner wurde als Referent angekündigt, und ich freute mich, ihn wieder begleiten zu dürfen.
Als der Pass von Werner zwei Tage vor dem Abreisetermin noch immer ausstehend war, wandte ich mich an den Himmlischen Vater mit der Frage, welches denn Sein Szenario wäre, wenn Werners Pass bis zur Abreise nicht auftauchen sollte: Bleibe ich auch zuhause und nutze die frei gewordene Zeit für die Bearbeitung der damals drängenden Projekte, oder – Gott bewahre! – gehe ich allein? Irgendwie spürte ich, dass ein „Alleingang“ nicht à priori ausgeschlossen war, was mich zu einem ernsthaften Gespräch mit Gott brachte: „Vater, wer bin ich denn, dass ich an einer Pastorenkonferenz sprechen sollte? Was habe ich diesen gestandenen Männern und Frauen zu bringen?“ Und irgendwo tief drin war da auch die Angst, dass meine allfällige Bereitschaft, alleine zu gehen, aus einem geheimen Geltungsdrang kommen könnte: „Endlich habe ich die Gelegenheit, aufzutreten“, oder sowas ähnliches. Der Vater gab mir keine Antwort, aber ich spürte, dass da Seine Anfrage im Raum stand: „Bist du bereit, auf mein Wort hin zu gehen, vertraust du mir? Hast du mir nicht deine Bereitschaft bestätigt, dass ich dich gemäss Meinem Willen leiten soll, auch wenn es dich das Leben kosten sollte?“ – Gott schien dies ziemlich gelassen zu nehmen, so machte ich mir auch keinen Kopf und betete und erwartete, dass Werner den Pass im letzten Augenblick würde entgegennehmen können.
Ein Wort von Désiré, unserem Bruder und Übersetzer in Burundi, und die Bestätigung von Werner halfen mir dann, einfach anzunehmen, wie es dann kommen sollte. Der Pass tauchte nicht auf, dafür kamen meine Frau Dagmar und Werner und Regula in Begleitung weiterer Geschwister an den Flughafen, salbten mich mitten in der Check-In-Halle mit Öl, beteten und sandten mich aus für diesen Einsatz in Burundi. Ab diesem Moment war ich keine Sekunde mehr irgendwie gestresst oder mit Ängsten konfrontiert, der Friede Gottes erfüllte mich förmlich und blieb auf mir.
Am Flughafen in Zürich konnte Werner mir in ein, zwei Sätzen noch einen Hinweis geben, über welches Thema er gelehrt hätte. Er bezog sich dabei auf ein Buch, das wir im Sommer beide mit grossem Gewinn gelesen hatten. Dieses Buch war nun letztlich meine Vorbereitung für diesen Einsatz – für mich persönlich in dieser aktuellen Situation, und auch für das Thema, über das ich lehren sollte. So verbrachte ich den kurzen Abend meines Ankunftstages – ich war sehr müde von der Reise – vor allem im Gebet und Gespräch mit meinem himmlischen Vater. Ich hatte den Eindruck, dass ich über das Priestertum sprechen sollte, dessen Bedeutung damals, als Mose seinen Bruder Aaron und dessen Söhne als Priester eingesetzt hatte, und dessen Bedeutung im Hinblick auf Jesus und auf uns selbst. Dieses Thema zieht sich durch die ganze Bibel, vom ersten bis zum letzten Buch. Wo also soll ich anfangen, wo aufhören? Ohne Druck und Hast konnte ich einfach hinhören, bekam einige Hinweise noch am Abend, ein paar weitere am frühen Freitagmorgen. Ausgerüstet mit einer kurzen, überaus unvollständigen Liste von Themenpunkten und Bibelstellen, aber erfüllt mit dem Frieden Gottes und der Gewissheit Seiner Gegenwart stand ich zur abgemachten Zeit in der Hotellobby.
Was ich in den folgenden Tagen dann erlebte, lässt sich schwer mit Worten beschreiben. Nach einem zaghaften Start am ersten Tag mit zwei persönlichen Zeugnissen und Einleitung, begann der Heilige Geist mich in „Echtzeit“ zu leiten, warf Fragen auf, die ich meinen Geschwistern stellen und sie so miteinbeziehen konnte, gab mir illustrierende Hinweise oder schlicht und einfach neue Offenbarung und Erkenntnis, um sie im nächsten Satz aufzunehmen. Mein Herz und mein Mund flossen förmlich über, und Désiré übersetzte treu alles in Kirundi. Ich war im Sinne des Wortes be-Geist-ert, und hatte das seltsame Gefühl, dass nicht ich es bin, der spricht.
b) Was Gott mich gelehrt hat
Die ganze Fülle von Erfahrungen und Erlebnissen in diesen paar Tagen möchte ich in zwei Punkten zusammenfassen:
1. „Dem aber, der WEIT mehr zu tun vermag, als wir bitten oder verstehen, nach der Kraft, die in uns wirkt, IHM sei die Ehre in der Gemeinde und in Christus Jesus, auf alle Geschlechter der Ewigkeit der Ewigkeiten! Amen.“ (Eph 3.20f)
Es ist dies nicht länger nur ein Wort vom Hörensagen, sondern erlebte Wirklichkeit. Gott verlangt von uns nicht, dass wir alle seine Wege verstehen, geschweige denn, dass wir hierfür nach Schweizerischer Manier vorbereitet und zertifiziert sind. Aber er wird sich treu erweisen, wenn wir uns ihm ganz und bedingungslos zur Verfügung stellen. „Denn Gott ist treu, durch den ihr berufen seid…“. (1Kor 1,9)
2. „Denn wir sind sein Werk, erschaffen in Christus Jesus zu guten Werken, welche Gott zuvor bereitet hat, dass wir darin wandeln sollen.“ (Eph 2,10)
In seiner prophetischen Schau vom neuen Tempel und dem erneuerten Israel zeigte Gott dem Propheten Hesekiel ein eigenartiges Detail zum Dienst der Priester: Diese sollen Kleidung tragen, die sie nicht schwitzen lässt. Wörtlich übersetzt heisst es da, dass sich die Priester „nicht in Schweiss gürten“ sollen. Schweiss ist ein Zeichen menschlicher Anstrengung und letztlich eine Folge der Sünde (vgl. 1Mo 3,19). – Ich glaube, Gott hat mir sein Verständnis zum „Wandel in den guten Werken, die er zuvor bereitet hat“, gezeigt: ER bereitet die guten Werke vor, und ER bereitet seine Söhne und Töchter vor, zu SEINEM Zeitpunkt aus SEINER Ruhe und SEINER Kraft heraus, angeleitet durch SEINEN Geist in den vorbereiteten Werken zu wandeln und sie zu SEINER Ehre zur Vollendung zu bringen.
Wie oben bereits erwähnt, fühlte ich mich in diesen Tagen zu keiner Zeit unter Druck, mir etwas aus den Fingern zu saugen und mich – wie es bisher meine natürliche Art war – strukturiert und detailliert vorzubereiten. Auch war keine Angst da, dass ich mich blamieren könnte, und es fühlte sich auch nie wie Arbeit an – wenngleich ich nach den Einsätzen jeweils echt müde war. Es war wie ein Aktiv-Sein aus der Ruhe Gottes heraus, ohne diese Ruhe jemals zu verlassen. Ich möchte es niemals mehr anders anpacken!
„Lob und Herrlichkeit und Weisheit und Dank und Ehre und Macht und Stärke gebührt unserem Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.“ Offb 7,12
Christian


